Tagebuch J.Geibel
Aus dem Tagebuch von Heizer Jakob Geibel
Meine Ausreise auf „Königin Luise“ am 15.April.(1913)
Ich will euch hier ganz kurz erzählen, als wir sind hinausgefahren, wie uns die Seekrankheit tat quälen.
Am 15. April da waren wir um 7 Uhr früh nach der Bahn marschiert. Mit Musik gings durch W.haven bis wir zuletzt auf dem Bahnhof eintrafen. Hier stiegen wir ein, die Musik spielte Muß ich denn zum Städtlein hinaus. Jetzt die Fahrt ihren Anfang nahm. Des Mittags kamen wir nach Bremerhafen, hier wurde nun alles klar gemacht, dann wurden die Kleidersäcke an Bord gebracht. Als wir zur Abfahrt so weit fertig geworden, wurde um 5 Uhr in See gestochen. Als wir unser Bett in Ordnung gebracht, wurde sich um 9 Uhr zur Ruhe gebracht. Am Morgen nach ungewohnter Weise, der Weckruf: „Reise, Reise!“ Als wir uns nun an Oberdeck begaben, O weh, da waren wir schon auf See. Am 17. Nachmittags passierten wir den Ärmelkanal, an Backbord kam Frankreich in Sicht, an Steuerbord England im untergehenden Sonnenlicht! Um 9 Uhr wie so nach Seemannsart die Musterung und dann man zur Ruhe sich begab. Am Tage drauf kamen wir als dann in den Atlantischen Ozean. Nun war es schon früher Tag, die spanische See nicht mehr weit war. Es empfing uns ein stürmischer Wind, die schöne Seekrankheit kam geschwind. In langen Reihen konnt man sie am Ausguss sehen, wie sie das Mittagessen übergaben der See. Nach zwei Tagen ging es bedeutend besser, es wurden ruhige Gewässer, auch der Himmelwurde klar, am 20. Passierten wir Gibraltar. Wir zogen friedlich an der Festung her und gelangten nun ins Mittelmeer. Jetzt gings an der Küste von Afrika vorbei, bis daß wir liefen am 22. Im Hafen von Algier ein. Um 10 Uhr gingen auf Urlaub wir von Bord, uns anzusehen den schönen Ort, hier gabs für uns viel neues zu sehn. Erzähls später, wir wollen weiter gehen.
Des Abends so nach Fahrplans weise ging weiter unsere Reise, an einem schönen Nachmittag, die Insel Malta und Feriebian vor uns lag. Am 27.kam wieder Festland in Sicht, deshalb von Port-Said man spricht. Ein kleines Boot nahm auf uns seinen lauf, die Königin Luise nahm den Lotsen auf. Wir fuhren in den Hafen ein, die Mannschaft ließ den Anker ein, es kamen Händlergleich an Bord, mit Tabak hier, mit Früchten dort. Sehr billig die Apfelsienen waren, darum brauchte auch keiner hier zu sparen. Der Hafen war sehr intressant, dort lagen Schiffe allerhand, Araber und auch Signalesen, die trieben dort ihr komisch Wesen, als wären sie nicht recht bei Sinnen, so schrien sie beim Kohlentrimmen.
Des Abends als es dunkel überall, gings durch den Suez Kanal. An den Ufern sich befanden Felsen, ja aus Wüste Sanden. Manchmal von Palmen rings umgeben, ein richtig Bild, Arabisch Leben. Am 29. Wurden wir mit Suez bekannt, wonach man auch den Kanal benannt, jetzt kamen wir ins rote Meer und brauchten keinen Lotsen mehr. Erinnerung an Moses Zeiten, konnt man sehen an beiden Seiten. Solch schöne Berge sah ich noch nie, und die zwölf Berge auf einem Haufen, tat man die zwölf Apostel taufen. Die Sonne stieg jetzt immer höher, wir kamen dem Äquator näher. Drum wurde auch bei dieser Hitz, das Oberdeck mit Wasser bespritzt. Es war am 3. Mai, ich wills erwähnen, passierten wir das Fort der Tränen. Geographisch ists bekannt, es wird auch Bab el Mandeb genannt, in Büchern ist es noch zu lesen, dass früher Seeräuber dort gewesen.
Nun ging es ins Arabische Meer und in den Indischen Ozean nachher. Am 10.5. wir in Colombo waren, ich bekam jetzt erst Verstand, von dem schönen Tropenland.
An Bord gings wie in Port Said, drum lass ich das Beschreiben sein. 2 Tage ging es hier an Land, zu sehen gab es wieder allerhand: Bananen, Ananas und Kokosnüsse, Schwarze und gemischte Rassen sah man auf allen Straßen. Der größte Teil sind Signalesen, Besonders die Händler bei den man gewesen. Und weil sehr heiß da ist der Boden, kleidet man sich nach Adams Mode. Als Säbel trägt die Polizei, einen Riemen mit einem Knüppel dabei, der vielen Indiern nicht gut schmeckt, drum haben sie vor ihm großen Respekt. Ein Deutscher könnte schlecht da leben, denn man muß 2 Rubis geben, für eine Flasche Bayrisch Bier, das ist wahrhaftig keine Plässier, dagegen sehr billig und fein, ist der süße Wein. Von Kolombo ist noch viel zu sagen, Ich erzähle es in späteren Tagen. Am 2. Tage nun fürwahr, war zur Abfahrt alles klar, die See war ruhig und wunderschön, die Fahrt konnte von statten gehen.
Hier ereilt uns das Schicksal, O, weh, wir mußten einen Ob.Maat übergeben der See.
Am 16. Passierten wir Singapore, nun ging es weiter nach Norden vor, und wie die Hitze uns tat quälen, davon will ich später mal erzählen. Mit frohem Mut gings nun weiter fort, nach unsrem neuen Heimatsort. In den nächsten Tagen wurde es wieder kühl, die Temperatur uns wohl gefiel. Bald hatten wir Hongkong erreicht und jedem wurde das Herze jetzt leicht. Hier ging es wieder mal an Land, die Stadt anzusehn war intressant. Terassenförmig, wunderschön, die Häuser auf den Bergen stehn. Eine Drahtseilbahn fährt bergauf, für 20 Cent fährt man hinauf, von oben auf den Hafen zu sehn, das ist wunderschön, das Treiben bei den Zopfcinesen fast wie bei den Signalesen. Das Wetter war nicht allzuschön, des Abends konnte die Fahrt schon weiter gehen. Bald hies es für einige halt Euch klar, Euer Ziel ist bald da. Wonsung-Rede war unser Landungsort, hier kamen diese Mann von Bord. Auch unsere Kriegsschiffe konnte man sehen und die Heimatwimpel wie sie wehn, an Bord hielten Händler ihr Wesen, das Ausladen besorgten die Chinesen. Bis Abends war man fertig geworden, um 11 Uhr wurde wieder in See gestochen, am 29. Vor 10 Uhr kamen wir an Land, Kiautschau wird die Halbinsel genannt. Ausser den Deutschen, die im Hafen sind gewesen, erwarten uns auch viele Chinesen. Vor dem Dampfer wurde Aufstellung genommen, dann wurden wir auf unser Schiff gebracht, hier war so ziemlich alles auf den Beinen, uns tat alles fremd erscheinen. Die steilen Berge, das kahle Land war uns allen noch nicht bekannt, und da wir nicht viel Geographie betrieben, waren wir getauscht und sind geblieben, und jetzt wünschte Mann für Mann, Ach käme der Ablösungsdampfer an.
J. Geibel